Das natürliche, orale Wort ist Teil einer wirklichen, existentiellen Gegenwart. Eine Rede richtet eine wirkliche, lebende Person an eine andere oder mehrere lebende Personen, zu einer bestimmten Zeit, in wirklichen Lebensumständen, die stets mehr als nur Wörter umfassen. Gesprochene Wörter sind stets Teile einer komplexen Situation, die nicht nur verbal ist. Sie erscheinen niemals allein, niemals in einem Kontext, der nur aus Wörtern bestünde.
In einem Text jedoch stehen die Wörter alleine da. Dies gilt auch f¨r den Verfasser des Textes, der schriftlichen Darbietung. bDas Schreiben ist ein solipsistischer Vorgang. Ich schreibe ein Buch, von dem ich hoffe, dass er Hunderttausende lesen werde, und aus diesem Grunde - muss ich mich von allen isolieren.
(...) Das Publikum des Schreibenden ist stets eine Fiktion.
(...) Die meisten heute erhältlichen Texte sind von Personen geschrieben, welche nicht mehr leben. Gesprochenes stammt stets von Lebenden.

Walter J. Ong, Oralität und Literalität, Die Technologisierung des Wortes. Opladen 1987.




[ siebzehntens ]  [ Q ]  [ zurück ]  [ weiter
[ Alles von A bis Z ]  [ wortwerk ]