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Tim Hankathus, Die versprochenen Paradiese, Franz Wenzel in Spanien

«Könnte ich doch wie Heine schreiben: ich hätte den Cervantes - gleich nach dem geistigen Erwerb der Buchstaben - in einem Mai im sonnigen Hofgarten gelesen, im blühenden Frühling zur schmeichelnden Stimme der Schalmei; Frühling (und auch Mai) ist es zwar gewesen, als ich mich mit dem Cervantes hinsetzte, aber der Verkehrslärm - und ab und zu ein Militärjet - übertönten die lauschige Idylle, die ich mir zumindest im Kopf geschaffen hatte», schreibt Matthias Kuhn im Wörterbuch. Ziemlich schöngeistig alles. Und was Cervantes und Heine mit dem Wörterbuch zu tun haben? Nichts, rein gar nichts, denken wir nach der Lektüre.

Muss ein Ablenkunsmanöver sein, schreibt Hankathus, der Autor von «Die versprochenen Paradiese». Vor allem weil es wirklich einiges zu kaschieren gibt: In den Untiefen des Textes geschehen mindestens zwei Morde. Das eine Opfer (Franz) war eigentlich schon vorher tot - oder verschwunden, wie mans nimmt - und das andere trägt einen Zettel am Revers: «Ich will töten», steht in einer krakeligen Schrift drauf. Man möchte gerne schreiben, dass die Schrift die ganze Verzweiflung des Opfers zum Ausdruck bringt (schreibt wieder Hankathus). Stimmt aber wahrscheinlich nicht, da es sich eindeutig um eine Kinderschrift handelt. Ob es allerdings die Schrift des Täters ist, ist unklar. Nur soviel: jenes zweite Opfer ist ein erwachsener Mann: Hankathus. (Und Stella hat diesmal nichts damit zu tun. Muss man ja vielleicht auch einmal sagen.)

Verständlich, dass manche - allen voran Steinweg und Hegelbach, die grossen Philosophen - alles als eine grosse «unverständliche Sauerei» sehen, die nur das «alleinige grosse Ziel» hat, die «ganze und letztendliche Wahrheit hinter einem Schleier überheblicher literarischer Verbrämtheit zu verbergen». So kann man's auch sagen. (Klappentext)

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Matthias Kuhn, Franz Wenzel in Spanien

Tim Hankathus sagte in einem Gespräch mit einer deutschen Zeitung angeblich: «Oh nein, nein, man hat mich um mein Hauptwerk förmlich betrogen, denn dass mein Text erst so spät erscheint, erweckt nun den Anschein, ich hätte Kuhns Text plagiiert ... Die Wahrheit ist allerdings, dass ich selber der Urheber des Fragments «Franz Wenzel in Spanien» bin, das ein Teil meiner Spanien-Erzählung «Die versprochenen Paradiese» ist: so war es auch immer gedacht. Wenzel ist meine Erfindung. Und Kuhn ebenfalls. Dieser Kuhn, wer immer er in Wirklichkeit sein mag, hintertreibt nun aber meine Vorhaben, indem er sich für mich ausgibt und damit vortäuscht, selber jener Autor zu sein, der Franz Wenzel in Spanien getroffen hat und von ihm angeregt wurde zu dieser Erzählung. Das sind alles meine Worte. Und dass Kuhn einen neuen Roman vorbereitet, der angeblich unter meinem Namen erscheinen soll, macht die Sache vollends zur Farce. Würde mich wundern, was der zustande bringen sollte ... Kuhn meint, ich müsse mich langsam fragen, ob ich selber eine Romanfigur sei oder real: da müssten Beweise her, Beweise, wer hier eigentlich wen erfunden hat. Schwätzer. Wir werden sehen. Kuhn hat mit Wenzel nichts am Hut ... dass er hartnäckig behauptet, sein Name sei Hankathus, kann einen schon stutzig machen. Diesen Hankathus wiederum kennt aber keiner (sagt Kuhn in «Die versprochenen Paradiese» als Seitenhieb gegen mich). Und Wenzel kennt sowieso keiner.»»

Im Klappentext heisst es zu diesem Roman, der den Urheberrechtsstreit Hankathus vs. Kuhn - siehe oben - auf einer Metaebene gleich mit einarbeitet: «[...] Und dann kommt auch noch, ziemlich unerwartet, Brello ins Spiel (ob er es ist, der sich manchmal für den mehr als zweifelhaften Mediziner Iokter Sandel ausgibt, wird sich zeigen müssen) - flattriges Hemd, knallenge Hose und null Argumente - spielt hier den Helden und droht mir die ganze Geschichte durcheinanderzubringen. Dann zwei Frauen. Da ist neben Alma, die sich mit ihrer Rolle als nebensächliche Figur nicht anfreunden will, noch Stella, die Malerin - Stella hiess sie, wenn ich micht richtig erinnere - die eben vierzig geworden ist. «Doch das verschweigen wir besser», sagt Wenzel irgendwann, «sonst macht sie in diesem Stück hier nicht mit. Du erinnerst dich, die Sache mit dem Revolver hatte auch so ein Durcheinander gegeben.»

Apropos Revolver: Da sind plötzlich zwei Leichen. Eine davon war eigentlich schon vorher tot (Wenzel) und die andere trägt einen Zettel am Revers - «Ich will töten», steht in einer krakeligen Schrift drauf. Man möchte gerne schreiben, dass die Schrift die ganze Verzweiflung des Opfers ausdrückt. Stimmt aber wahrscheinlich nicht, da es sich eindeutig um eine Kinderschrift handelt. Ob es allerdings die Schrift des Täters ist, ist unklar (im Text gibt es eigentlich keine Kinder). Nur soviel: das Opfer ist ein erwachsener Mann: Hankathus. Das bin ich.»

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