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>>> Das Verschwinden des Autors im Text

 

Die Bestreben zeitgenössisch operierender Autorinnen und Autoren sich aus ihren Texten herauszuhalten, hat in Extremfällen zu deren Verschwinden geführt. So wie Franz Wenzel auf bis heute unerklärliche Art und Weise verschwunden ist, sind auch andere Autoren abhanden gekommen. Es geht hier um zwei Arten des Verschwindens.

Einerseits haben wir es mit Autoren zu tun, die von ihrem Verschwinden so lange schreiben, bis sie sich buchstäblich im Text aufgelöst haben. Maurice Blanchot war ein solcher Fall. Die grosse Duras wies noch vor wenigen Jahren darauf hin, dass der Autor – entgegen anderslautenden Verlautbarungen – keineswegs gestorben sei, sondern noch lebe. So sehr hatte Blanchot nicht nur seine Abwesenheit, sondern seinen eigenen Tod herbeigeschrieben, dass seine Leser den Tod des Autors selbstredend vorausgesetzt hatte. Blanchot starb im vergangenen Jahr, 95-jährig. Andrerseits gibt es die abwesenden Autoren, die allein durch ihre Literatur leben, sich selber, als Person, aber niemals ins Spiel bringen. Thomas Pynchon dient hier gerne als Beispiel. Über ihn sagte ein Experte: «Pynchon is so intensely private, that his very existence has been called into question ...».

 

Eigentlich mit einer dritten Art haben wir es im Fall von Tim Hankathus zu tun: «Von Tim Hankathus, dem baltischen Romancier, der gerade einmal einen halben, unveröffentlichten Roman hinterlassen hat, und dieses Fragment – spärliche 40 Seiten zählend – erst noch voller logischer und grammatischer Fehler, sind nur zwei Fotos bekannt. Und das ist absolut gemeint: Denn seine Person ist unbekannt. Niemand hat ihn gekannt, oder wenn er ihn kannte, nicht gewusst, dass er der selbsternannt verkannte Autor so grandioser Romane wie «Keinerlei adäquate Entsprechung» oder «Männer reden über das, was sie wirklich bewegt» und «Der Pass ins Sturmzentrum» war, Romane, die freilich alle jederzeit vergriffen waren.

Und dann plötzlich tauchen zwei unscharfe Fotografien auf. Was sagen sie uns über den Menschen und Autor Tim Hankathus? Was sagen sie über einen Autor, von dem wir nichts schriftliches kennen? Schauen wir sie uns kurz an: Einmal schlafend in seinem Arbeitszimmer und einmal entspannt an einer Küste. Auch um diesen Autor, wie im ürbigen um alle als Person unbekannten Autoren, ranken sich die Geheimnisse. So ist es nicht verwunderlich, dass auch Hankathus in Verschwörungstheorien versponnen ist, die seine Abwesenheit zu erklären versuchen. Die beiden unscharfen Bilder tragen ihren Teil dazu bei.

Angaben zu Tim Hankathus unter /hankathus_info.html
http://www.mauriceblanchot.net
http://www.hyperarts.com/pynchon/index.html