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>>> Die Arbeit des Wortwerks im Feld

 

Franz Wenzel, der erste Vorsteher, oder Direktor, wie er sich selber gerne nannte, führte das Wortwerk nach anderen Prinzipien als den heutigen. Die Zeit die die Wortwerker heute in den Büros vor Textsystemen und Erfassungsprogrammen und mit diffizilen und aufwendigen Montageprogrammen verbringen, wurde in den Anfängen des Wortwerks, vor der Zeit als auf jedem Bürotisch ein Computer stand, öfter mit der Arbeit an der Basis – ein Lieblingsausdruck Wenzels – verbracht. Das heisst im Feld – das meint vornehmlich in Bibliotheken und an Universitäten und in zunehmendem Masse auch auf der Strasse und in Wirtshäusern – an der Quelle der Texte gewissermassen.

Als die Monteure des Wortwerks zu Forschungen im Berner Oberland weilten, kam es zu jenem Zwischenfall, der in der Geschichte des Wortwerks noch lange nachwirken sollte. Wenzel war mit seinem Team auf der Spur einiger Redensarten ins Berner Oberland nach Meiringen gereist. Er gab später an im Gasthof Englisches Haus logiert zu haben, um von dort aus die geplanten Auflüge und Besuche zu machen. Hier gehen die Angaben aber bereits auseinander. Was geschah ist das Folgende: Im Hôtel du Sauvage logierten zur selben Zeit einige Englänger, die ihren Urlaub laut eigenen Angaben mit Bergtouren verbringen wollten. Das Berner Oberland sei in jenen Jahren ein beliebtes Ziel für Engländer, insbesondere berggängige, gewesen, entnehmen wir den Akten zum Fall.

Wenzel gab später zu Protokoll, dass er nie daran geglaubt habe, dass die Engländer wirklich wegen der Reichenbachfälle und der Rosaloui gekommen seien. Bei seinen Aussagen bezog er sich auf Gespräche, die er im Speisesaal des Gasthofes mitgehört hatte. Wenzel vertrat die Ansicht, die Herren aus London seien hinter einem Verbrecher her, und versuchten diese Absicht vor den Schweizerischen Behörden geheimzuhalten. Freilich hatte er keinen Grund diese Vermutungen kundzutun, bis wirklich ein Verbrechen begangen wurde. Wie wir wissen, fand das Verbrechen tatsächlich statt, dazu später mehr.

Was jedoch auf die Praktiken des Wortwerks einigen Einfluss hatte war, dass die erwähnten Gespräche im Speisesaal des Hôtel du Sauvage mitgeschrieben wurden und später in neue Texte eingearbeitet wurden. Ich denke an Texte wie «Das letzte Problem», das direkt auf die Vorkommnisse anspielt, oder an «Die versprochenen Paradiese», das indirekt Bezug nimmt, vor allem auf den konkreten Mordfall. Dass Wenzel diese Protokolle vor den Behörden geheim hielt – wahrscheinlich aus der Angst heraus, sie würden mittels Gerichtsbschluss später für seine Zwecke immer unzugänglich gemacht werden – passt zu dem Bild, das wir von Franz Wenzel haben.