sound files II.
ines kargel/fabian neuhaus: mono 1/03

>>> donnerstag, 5. juni 2003. 19.30 bis 21 uhr, gallusplatz st.gallen

pressemitteilung

Im Rahmen des Projektes «file sharing» waren die Musiker und Komponisten Ines Kargel und Fabian Neuhaus im April im Projektraum exex zu Gast, um ihr ihr aktuelles Projekt «mono 1/03» vorzustellen. In einem ausführlichen Gespräch haben sie damals erläutert, worum es ihnen geht: «mono 1/03» beschäftigt sich mit interaktiver elektronischer Soundproduktion im öffentlichen Raum.

Das Setup des Projektes sieht neben den beiden Spielpositionen von Kargel und Neuhaus ein eigenes entwickeltes Lautsprecherobjekt vor, das den live erzeugten Klangstrom hör- und fühlbar macht. Das Lautsprecher-Objekt besteht aus 11 Metall- und Glasplatten, die zu einem zwei Meter hohen Turm geschichtet sind und elektroakustisch zum Klingen gebracht werden. Dem Publikum kommt eine Sonderrolle zu, indem es durch die körperliche Präsenz zu der Modellierung des Sounds beiträgt.

Wie angekündigt werden Kargel/Neuhaus jetzt am 5. Juni 2003 mit «mono 1/03» auf dem Gallusplatz zu Gast sein und dort das Objekt zum Klingen bringen. Von zwei einander gegenüber liegenden Stationen aus wird das mono-Objekt live mit Bezug auf die vorgefundene Atmosphäre und Akustik bespielt. Die Besucher haben sowohl räumlich als auch zeitlich freien Zugang zur Performance.

 

st.galler tagblatt, mittwoch, 4. juni 2003

«Der Ort antwortet immer»

Im Rahmen des Wortwerk-Projekts «file sharing» stellten die Musiker und Komponisten Ines Kargel und Fabian Neuhaus bei Matthias Kuhn ihr Musikprojekt «mono 1/03» vor, das u. a. in St. Gallen zu hören ist. Auszüge aus dem Gespräch.

Die Klangkunst-Performance der Elektronik-Musiker Ines Kargel und Fabian Neuhaus findet im Juni an 23 verschiedenen Orten zwischen Schaffhausen und Linz statt. Buchstäblich im Zentrum steht das Lautsprecher-Objekt «mono 1/03»: Ein zwei Meter hoher Turm mit elf übereinander geschichteten Metall- und Glasplatten, die elektroakustisch zum Klingen gebracht werden.

 

Matthias Kuhn: Worum gehts bei «mono»?

Fabian Neuhaus: «mono» hat sich aus den pragmatischen Erfahrungen entwickelt, die wir gemacht haben, wenn wir miteinander gespielt haben. Wir haben Aufnahmen gemacht und festgestellt, dass man darauf nicht mehr merkt, wer was gespielt hat. Daraus folgte die Idee, alle unsere Einflüsse und unseren künstlerischen Hintergrund in einem Punkt zu konzentrieren. Es fragte sich dann, wo dieser Ort sei. Wir haben uns Schnittpunkte gesucht, das heisst, wir bildeten ein Netzwerk von Knotenpunkten. Es gibt nun zwischen unseren Herkunftsorten, Schaffhausen und Linz, ein Netz von 23 Orten, die uns interessieren.

 

Vielleicht könnt Ihr etwas über einzelne Orte erzählen.

Neuhaus: In Romanshorn spielen wir am Hafen, an einem Verkehrsknotenpunkt, wo sich Fähre, Eisenbahn und Strasse treffen. Dann war die Idee, an einem Ort alter und neuer Worte zu spielen, da hat sich St. Gallen angeboten mit seiner Stiftsbibliothek und zufällig - oder auch nicht - mit dem Wortwerk. Ein weiterer Ort ist der Säntis. Wir spielen dort an einem technischen und geografischen Knotenpunkt: auf der Terrasse der Bergstation. Ines Kargel: Wir sind an Räumen interessiert, wollen auf sie eingehen. Wenn man an einem Ort Lautsprecher aufstellt, erzeugt man einen Kunstraum. Wir wollen mit den Knotenpunkten spielen. Dazu haben wir das «mono»-Objekt konstruiert, das nun buchstäblich im Zentrum der Aufführungsorte stehen wird und über die Klangausweitung sowie die Reflexionen mit dem Ort und dem Raum spielen wird. Der Ort antwortet immer, und es wird immer anders klingen. Unsere Klangbearbeitung und Spielweise wird auf den Raum, seine Atmosphäre und auf die Leute eingehen.

 

Wie muss man sich die klanglichen Möglichkeiten vorstellen?

Neuhaus: Die Notwendigkeit ist, dass der Klang von einem Punkt ausgeht, dass es eine klangfarbliche Variabilität gibt. Hier setzt unser «mono»-Objekt an. Wir spielen mit Glas- und Metallplatten, die wir mit Schwingspulen in Schwingung versetzen. Bei einem normalen Lautsprecher wird eine Papiermembran mit einer Kupferspule und einem Magnetkern in Schwingung versetzt, die wiederum die Luft in Schwingung versetzt. Wir versetzen unsere Glas- und Metallplatten ebenfalls mit einem Magneten in Schwingung. Wir senden elektronisch gespielte Klänge an diese Kupferspulen, die diese übereinander gestapelten Platten in Schwingung versetzen. Kargel: Der wichtigste Unterschied zum Lautsprecher, abgesehen vom visuellen natürlich, ist der, dass die Abstrahlung von den Platten so diffus ist, dass man sie nicht orten kann wie einen Lautsprecher. Neuhaus: Die elf verwendeten Platten haben alle eine verschiedene Charakteristik, vor allem beim Metall hört man das gut. Wir steuern die Klänge durch diese Platten hindurch; wir erhalten somit unterschiedliche Möglichkeiten, den Klang im Raum zu erzeugen und zu formen.

 

Rechnet Ihr mit einem vorbereiteten, eingestimmten Publikum?

Kargel: Wir rechnen einfach mit einem offenen Publikum. Wenn solche Projekte nicht mit «Achtung Kunst» angeschrieben sind und abgeschrankt im Konzertsaal stattfinden, dann ist es für die Leute überhaupt kein Problem, einen Zugang zu finden. Kargel: Es sind lauter Orte, die frei zugänglich sind, wo man auch zufällig hinkommen kann. Das war uns sehr wichtig, dass jemand zufällig hinzukommen kann. Es war uns auch wichtig, Orte auszuwählen, die nicht primär musik- oder kulturbesetzt sind. Es geht also nicht um Orte, wo eine Kasse steht und man Eintritt bezahlen muss.

 

[das im tagblatt verwendete gespräch ist ein auszug aus dem gespräch mit kargel/neuhaus im projektraum exex im rahmen des projektes file sharing. das ganze gespräch ist nachzulesen im file sharing-textarchiv.]

 

 

 

links

http://www.kargel-neuhaus.net/mono

 

 

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http://www.wortwerk.ch/file_sharing

das setup zu mono 1/03 auf dem gallusplatz: die zwei spielpositionen und das lautsprecherobjekt in der mitte.

 

ines kargel und fabian neuhaus vor der performance.

 

der tourtechniker urs ammann.

 

zuhörerinnen und zuhörer während der performance.