4 Thesen zur Kunst

Von Kurt Schmid

 

 

Verlegenheitsthese

Kunst als Avantgarde? Kunst als Kunst?
Nach dem Verblassen der real existierenden «modernen Kunst» in der Postmoderne und angesichts der Herausforderung durch Multimedia herrscht im Kunstbetrieb - immer noch! - Verlegenheit.
Nicht das Gesamtkunstwerk wird endlich multimedial möglich, sondern die Grenzen zwischen den Sparten bildende Kunst, darstellende Kunst, Musik und Architektur und Literatur sind weitgehend verschwunden. Netzkunst und IT-Kunst überhaupt bedient sich der Möglichkeiten - und wird entscheidend von ihnen instrumentiert. Weiter als bis anhin kommt sie damit nicht.

Kurt Schmid

 

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Bildverweis

Kohärenz künstlerischer Arbeit i.w.S. zeigt sich eher im Projekt, im kommunikativen Netzwerk, in der Intensität, der Authentizität, dem subjektiven Akt, dem Verwirrspiel, der Antiautorschaft usw. denn im «Werk».
Der Geltungsanspruch bildnerischer Kunst zeigt sich weniger im Modell, welches über sich hinausweist, als im Prozess des Bildverweises. Künstlerische Arbeit immaterialisiert sich. Ohne im Konzept stecken zu bleiben, sucht sie Realisierungsformen, Umsetzungen, die, je überraschender, unabsehbarer, nicht vollständig kontrollierbar, wandelbarer sie sind, an Intensität gewinnen. Vorbild ist der Hacker, der inter-agiert, sich ein-mischt, in realen und virtuellen Systemen den Kunstvirus einpflanzt, sich in komplexen Systemen auskennt, möglichst autonom gebärdet und Verwendungszwecken listig entzieht.

Kurt Schmid

 

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Dekonstruktion

Die Zeiten, als Kunst als Medium transzendentaler (religiöser, ethischer, politischer, ästhetischer Art) Botschaften auftrat, scheinen endgültig vorbei zu sein. Sie vertritt weder über sich selbst hinausweisende Modelle noch einen damit verbundenen Geltungsanspruch im Sinne einer verändernden Wirkmacht.
Mit dem Verlust der Bezugssysteme wird Kunst (im herkömmlichen Sinne) sinnlos. Bezüglich neuer Kriterien herrscht keine neue Doktrin sondern Verlegenheit.

Kurt Schmid

 

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Pur

Kunst ist an der Oberfläche angelangt und ist anstatt genial nun genuin: Sie zeigt, was andere nicht zeigen, sie mischt sich ein und nutzt das Kunstvermittlungssystem als Tarnkappe (Künstler und Narren sagen die Wahrheit). Künstlerische Wahrnehmung wird zur wahr-Nehmung, künstlerische Produktion zur Konstruktion virtueller Gegenwelt.

Kurt Schmid

 

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