19990513 betrifft [à suivre] mein lieber bundessteinweg
> [à suivre] weil du, mein lieber politikherr, stellung genommen hast und auch die presse nicht untätig geblieben ist, folgt ein sechstens (trotz des fünftens und letztens) inklusive einer stellungnahme pro leuenberger und vs. liegebrot (wie du ihn halt nennst) und für eine junge kandidatin allemal und schliesslich, siebtens, vs. unseren einstieg in die politik. > sechstens. ich habe es bereits angedeutet, dass ein nochmaliges pressebild des unwiderstehlichen paars kübler/metzler meine sinne arg verwirret hat und ich meine gedanken ob dieser ansicht kaum mehr ordnen konnte. also, der reihe nach: zuerst, wie gesagt, haben die beiden, sport und politik, jugend und alter in personalunion in den himmel geballert. zweites bild (offenbar kurz darauf fotografiert): der ferdi hält sein geschütz noch, allerdings zum boden gesenkt, blickt auf die metzler, diese hat ihre knarre bereits abgegeben und trägt jetzt eine schweizerfahne über der schulter. wir denken bei dem anblick von mann und frau: wehrhafter patridiotismus, bewaffnete neutridealität. und sehen: wie nahe sich idiotie und idealität einmal mehr sind. und wir folgern, nicht ohne leise verzweiflung, dass es offenbar immer leichter wird, über die medien die bilder zu produzieren, die die gewünschten ideologien transportieren. hier ist also das erste argument, das später noch in die runde geführt werden wird, gegen unseren einstieg in die politik. nun aber folgendes: ich duldete, wenn denn schon, lieber den leuenberger, der auch unvorbereitet fliessend sprechen kann (ich gebe zu, dass mir seine stimmlage auch gehörig zusetzt, da sie gelegentlich seinen argumenten einen hauch von bübischer weinerlichkeit verleiht) in unserem honorigen kabinett. dein couchepain ist mir einfach eine spur zu etabliert und dadurch zu steif, zu bürgerlich, zu gezogen. und du weisst, dass ich mit den pfarrherrlichen söhnen (allwelche abstammung des verehrten herr leuenberger ich nicht kannte) einfach besser umgehen kann als mit andern söhnen, woher sie auch immer stammen. pfärrer hin oder her: in unserem möglichen kabinett möchte es durchaus eine junge mitgliedin leiden, an ihre wahl und bestimmung zu viel aufwand zu verschwenden wäre allerdings verfehlt, denn ich schreite zu siebtens, und plädiere für den nichteinstieg in die politik. abgestützt auf das oben angeführte argument (thema: verlogenheit der mit den medien kooperierenden politik) füge ich folgende überlegung an: als quereinsteiger, du mit einer kleinen, sozialdemokratisch geschnäuzten, ich mit keiner, wie auch immer bärtigen, erfahrung, würde uns der aufwand einer einarbeitung in die aktuellen dossiers dermassen gross, dass es nur zwei möglichkeiten gäbe: erstens die umstrukturierung der bürokratischen, legisla- und auch exekutiven abläufe (zu unserer entlastung und zur optimierung der regierungswirksamkeit unseres kabinetts), oder zweitens den abbruch der auslandbeziehungen, insbesondere der bilateralen verhandlungen mit der eu, und zuwendung zu gänzlichen neuen, von uns diktierten schwerpunktbereichen einer neu zu definierenden politik. da beide varianten, mein lieber steinweg, absolut unhaltbar sind, bürokratiehengste werden wir nie werden und eine abnabelung von der welt werden wir nie vertreten können, bleibt nur eins: keine SWP Schweiz, keine SWP-vertretung im bundesrat. wir werden unsere gewonnene freie zeit und energie besser in den kultur- und lebenskampf (der auch zum tod führt) investieren! soviel zu meiner aktuellen meinung zum aktuellen thema. gruss: wenzel.
Chronologie: [letzter Brief] [nächster Brief] [zurück zur Übersicht: Franz Wenzel - David Steinweg: Die Frankreich-Korrespondenz]
[zurück zur Übersicht: Franz Wenzel (1960-1999)]
[zurück zum wortwerk] Copyright 2000 bei wortwerk |