19990705 betrifft festsetzung der einkünfte [1]

 

 

 

«nur die erstgeburt eines rindes oder eines schafes oder einer ziege sollst du nicht lösen lassen», spricht der herr (4. mose, 18.17) «sie gehören dem heiligtum.» den rest also, so schliesse ich aus der schrift, gehört dann also uns, den erdenmenschen. mein lieber froind. es ist ganz einfach mit der religion: man schaut dem master ein wenig, und dann sich selber. eine verkündigung, die umgekehrtes forderte, würde über kurz oder lang im chaos enden (vergleiche: wodkaverbot in russland). feuerschweife würden über die heiligtümer herbrechen und sich rächen an den forderungen der gottheiten. also schaut auch der herr für seine fleischgewordenen und versorgt sie. immer daran erinnernd, dass er selbst auch will, dass auch er hunger hat. das sind doch klar verständliche facts. und das ist gut so: «fatti chiari, amicizia lunga.» deine rede, in die abschliessend blitz und donner fallen, und die das lautere glück und die gnade beschwört - wenn nicht begründet - wird bekräftigt durch das wort, alswie ich es gefunden habe in der fortsetzung des vierten mose: «... ihr fleisch aber soll dir zufallen; wie die webebrust** und die rechte keule, soll es dir zufallen.» welche gnade also, nach allen befürchtungen, dass ein rind, ein schaf oder eine ziege sich verweigern würde um nur eine erstgeburt abzuliefern, um somit - wie du gleich siehst - für uns unbrauchbar würde. deine prophezeite gnade und das lautere glück, kommen hier zu hülfe. wir werden also nicht dürsten müssen und hungers sterben im frivolen süden der verheissung, im frankenland. es wird uns wohl monden.

(** frag mich ja nicht, was das ist. ok?)

> sollten wir uns trotz alledem entscheiden, opfer für den herrn darzubringen, machen wir das entweder wie bei rabelais: wir bezahlen den duftt des bratens mit dem klimpern der münze. oder aber wir werden ein fleischstück mit haut und haaren dem himmel darbringen. wir lassen gott an den düften teilhaben und entsorgen dann das - erst ein wenig blutig - gekochte stück rind in den rachen und den schlund. in der schrift stehen dessenhalben auch zweierlei empfehlungen geschrieben: wir sollen ein brandopfer (sprich: barbecue) darbringen, oder ein schlachtopfer (einkaufen in der metzg des continent), «...oder als freiwillige gabe oder an euren (unsern) festen, um dem herrn ein lieblich duftendes opfer zu bereiten von den rindern oder den schafen, so soll der (achtung: betty bocuse), welcher dem herrn seine opfergabe darbringt, (auch) ein zehntel (ephra) semmelmehl, mit einem viertel (...) oel eingerührt, als speiseopfer darbringen.» das wird ja wohl nicht so schwieirg sein. und ich denke, wir nehmen marktübliche artikel, um dieses panierte schnitzel herzustellen. und dann noch praktischer: «an wein zum trankopfer aber sollst du, beim brandopfer sowohl als beim schlachtopfer, ein viertel (...) für jedes lamm darbringen, ... , so bringst du dem herrn ein lieblich duftendes opfer dar.» na also. und dann bietet die schrift jedwelche anleitungen zu widder, stier, jungem stier, lamm und zicklein. und zum allerabschluss noch dies beruhigende wort: «jeder einheimische soll es mit diesen (gaben) so halten, wenn er dem herrn ein lieblich duftendes feueropfer darbringt.» mit der anmerkung, dass es die fremden ebenso machen sollen (alles aus 4. mose, kapitel 15)

> es ist beruhigend: die israeliten waren grillierer und weintrinker. das mit dem grillieren ist nicht übel und wein, weib gesang unzoweiter. na also. ein gruss: steinweg.

 

 

 

[1] festsetzung der einkünfte titel; erklärung: aus: verhaltensmassregeln für priester und leviten, 4. Mose, kapitel 18. [zurück zum Text]

 

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