Dramatis Personae

Das Vorspiel auf dem Proszenium (Entwurf)

Das Zwischenspiel (Entwurf für ein Stimmungsbild)

 

 

Die menschlichen Feinde - Ein improvisiertes Drama in fünf Akten
von Franz Wenzel

Der erste Akt

 

 

die szene ist vor dem landsitz, welcher in schönstem glanz erstrahlt. in dem ersten akt entwickelt sich die geschichte aufgrund der in den vorspielen gezeigten poetischen bilder, welche unter anderem den kernpunkt, dass sich im diesem drama des menschen kraft im dichter offenbart, herausarbeiten, dann ruft, bevor das publikum unruhig wird, plutos hinter dem vorhang (aus dem himmel) hervor: «schon gut! nur dauert es nicht lange.» mein gott, ja, endlich beginnt das stück, wir können es ja auch kaum erwarten, quasi: der tragödie erster teil. der anfang, gott seis geklagt, gestaltet sich ziemlich schwierig. nicht nur für die zuschauer, die den text- und handlungsdschungel kaum durchdringen, sondern auch für die schauspieler, denn sie müssen ihre einsätze am richtigen ort bringen.
folgendes geht vor sich: während phanias auf der treppe steht und sich lauthals und in nicht immer stilvollen ausdrücken über die wirkungslosigkeit der dichtung bei dem gemeinen volke beklagt, rennt der fischer lüstern hinter der kindlichen prinzin her und versucht sie zu haschen. er schreit laute und unverständliche worte, hin und wieder versteht man: «mit frauen soll man sich nie unterstehn zu scherzen!» oder ähnlich. ganymed und hebe lustwandeln arm in arm und kommen so links hinter dem schloss zum vorschein. sie sprechen zusammen, sind jedoch nicht zu verstehen. der scotch-terrier paul bellt grässlich laut und versucht vergeblich phanias am rock zu erwischen. dann tritt plutos auf und ruft die gesellschaft zusammen, er hat etwas mitzuteilen. auf der bühne ist es noch immer sehr laut (man hört jetzt auch vögel pfeifen und bienen summen, ab und zu sogar einen automotor, alles ein bisschen zu aufdringlich, ein bisschen zu übertrieben) und man kann den armen gott kaum verstehen, als er sagt und zu verstehen gibt, dass er in der küche einen teufel gesehen hat und schwört, dass es der gehörnte war, der versucht habe, in ins ofenloch hineinzuziehen, als er den wisch (plutos worte), den er ihm hingehalten habe, nicht unterschreiben wollte. ehe man sichs versieht, steht der teufel selber auf der treppe und versucht die gesellschaft auf den vorplatz hinunterzustossen. ganymed tritt ihn in den arsch und verspricht, dass er ihn ohne weiteres und jederzeit und sofort ins knie schiessen werden, falls er sich nicht auf direktestem weg nach hause, welches ja zweifelsohne die hölle sei, verzöge. der teufel geht ab, indem er schreit: «ich bin dein diener, bin dein knecht!» lächerlich. plutos sagt: «der teufel ist ein egoist.» recht hat er! und phanias: «ein solcher diener bringt gefahr ins haus.» so. hebe zittert, ganymed schaut ihr in die augen. wir wissen, was solches tun bewirken kann. das zittern ist weg: «ein blick von dir...» man steht ein bisschen herum, schliesslich besucht einen der teufel nicht alle tage. «inkommodiert euch nicht», sagt hebe vornehm und schon enteilt erneut das kindliche mädchen gefolgt vom fischer, der kräht wie eine elster. man verlustiert sich im park. es werden getränke aufgetragen, allerlei säfte und wasser und man betrinkt sich rechtschaffen, schliesslich ist später nachmittag und der abend will schon kommen.
plötzlich kommt noch einmal schwung in die szene: paul saust ab wie eine rakete, bellt und faucht hinter dem schloss hervor und kehrt mit gesträubten haaren zurück. zwischen den zähnen trägt er heldenmütig einen fetzen schwarzen stoff, der, findet ganymed mit plutos zustimmung, nachdem sie daran gerochen und den fetzen beschnuppert haben, verdammt nach pech und schwefel riecht. phanias murmelt leise: «hier hilft kein flehen, hilft kein sagen.» eine wunderbare abendröte senkt sich über den himmel und hüllt den abend in schweigen. ganymed ruft verzückt: «liebchen! liebchen!» ganymed ab! hebe ihm nach: «mein hochzeitstag sollt es sein!» plutos ruft: «auf oder ihr seid verloren!» phanias: «o wär ich nie geboren!» die kinder, wie eine bestätigung ihrer träume und guten absichten, rennen, lachen und dehnen ihre jungen körper. vorhang.

[a memorable note on the first act: was im ersten akt geschieht, liegt soweit klar auf der hand, ebenfalls, was der besuch eines teufels bedeuten kann (wir werden sehen). anderes was sich abspielt auf der szene, bleibt eher im dunkel einer undurchdringlichen, theatralisch herausgearbeiteten tradition, welche uns über vieles, was andeutungsreich gespielt und inszeniert wird, im unklaren lässt. deshalb sei folgendes in klammer angeführt: das motiv des jungen, unschuldigen knaben, der ein mädchen verfolgt, es aber nicht erhaschen kann, steht stellvertretend für das schlechthin männliche, welches, wie hier spielerisch dargestellt, dem weiblichen ewig hinterhereilt und es doch nicht erreichen kann. dies geschieht allerdings nicht, weil das weibliche dem männlichen in irgendeiner form überlegen wäre, sondern weil das männliche und das weibliche schlicht unvereinbar sind. in der form wie die zwei kinder, sie als nymphe, er als faun, diese unaufhebliche geschlechterdifferenz versinnbildlichen, erhält sie etwas verspieltes, etwas leichtes und, je nach art der darstellung des knaben, etwas durchaus komödiantisches, was wohl den sachverhalt, wenn nicht ironisieren, so doch abschwächen soll.]

 

 

Der zweite Akt

Der dritte Akt

Die Pause nebst einer Klammer

Der vierte Akt

Der fünfte Akt

 

 

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