journal_05.07.2001

 

 

VORWORT. was gibtz da noch zu sagen?
DAILY SOAP. TEIL 4. so brètsch «der könig der gepflegten einwendung» (lexikon der gegenwartsbesteuerung). weiter mit:
EINWENDNUNGEN 8ff. [die ersten berichte (1 bis 10) und die einwendungen (1 bis 3) dazu siehe vorgestern und die weiteren einwendungen (4ff.) gestern]
>>> EINWENDUNG 8. «einwendung zu bericht nummer neun: wenn wirs vorher schon vom krieg hatten, kommt mir in den sinn, dass im mai 1940 ein paar touristen aus dem östlichen nachbarland im frankenland eine wahre touristenwelle ausgelöst haben. es soll scheints alles irgendwie auf den beinen gewesen sein. ich meine die zivilbevölkerung. die wollten vor den eben genannten touristen flüchten. was ja auch wieder verständlich ist. flüchten wollten sie, weil die militärische bevölkerung sich ein wenig zu wenig bewegt hatte. und so ist es mit den franzhosen bis hoite geblieben. sie sind schnell in einer gewissen bewegung, wenn diese ihnen passt. du kennst ja mein französisches wolkenschiff und wie schnell es sich bewegt, wenn es will. so sind die franzosen. und wenn sie feststellen, dass es sich sehr lohnt sich zu bewegen, dann bewegen sie sich noch schneller. will heissen: an der rue dusheme hat sich herumgesprochen, dass ein interessierter mann sich im schatten auf die lauer legt um seine berichte auszuformulieren, in die zentrale zu senden und erst noch ins netz zu setzen. da haben sie natürlich keine froide. und sie flüchten. sie nehmen alles mit. die eier. die küchentücher. die käseglocken. alles. und bevor sie gehen, schliessen sie die läden. auch estelle. ohne zu kämmen. ohne liegestütze. einfach abgehauen. schmählichst. da siehst du nur, wie gut es gewesen wäre, wenn du dich gemäss meinem rat einmal persönlich vorgestellt hättest. wenn du von deinem departement erzählt hättest. [...] das hätte ihr gefallen. und wahrscheinlich hätte sie auch versprochen, dich einmal in der schweiz besuchen zu kommen. rue de l‘est. keine angst, mein froind. sie kommen nie. ich hätte schon hunderte von franzhosen bei mir beherbergen können. aber sie kommen ja nicht. keine jean-maries, keine estelles. nix die laus. sie bleiben wo sie sind, was ja auch wieder so etwas ist wie ein moderner grabenkampf im zeitalter der mobilität. freiwillig ausharren. im westen nichts neues. nirgends eigentlich was neues. die leute bleiben. und das ist auch gut so.»
>>> EINWENDUNG 9. «einwendung zu bericht nummer zehn: du wirst geschichte schreiben. zusammen mit einem pater (nummer neun, ich weiss) hast du paris entvölkert. du hast den exodus eingeleitet. ich frage mich nur: willst du auch noch nach berlin reisen. nach rom? und: wohin fliehen die loite und vor allem: kommen sie je wieder zurück? bleiben sie ewichlich oder stürzen sie über den rand des käsetellers dorthin, wo wir nicht wissen was dort ist? verderben? fliessender honich? das schlaffraffenland? ich weiss es nicht und denke, dich wirt es vor dem gänzlichen leeren von paris nicht gross interessieren, da du dich verantwortlich fühlst. also. wir schweigen vorerst und warten erst einmal ab. wenn die franzosenquote in der ostschweiz merklich ansteigen sollte, werde ich dich auf dem laufenden halten. dafür hat ja schliesslich jeder agent seinen geheimdienst mit einer zentrale. gerade darum. mach dir vorerst also keine sorgen.»
DAILY SOAP. TEIL 5. es kann nie mehr fertig werden. immer geht alles weiter. bis entweder die stadt entvölkert ist (siehe OBEN), oder ich abreise (siehe 12. JULI). und dann ist die GESCHICHTE DER STADT PARIS immer einen tag hintennach, was ein grosses PROBLEM ist. was heisst: ich brauche dann noch einen tag nach dem jüngsten um die sache hier zu ende zu bringen. hoffe das geht klar.
>>> NEUE ENTWICKLUNGEN. «so ist das nachtmittagsgeplauder schon langsam am erlahmen. ich muss nur noch schreiben, dass die STUDENTIN (ohne namen) jetzt auch männerkleider raushängt. am sonntag war auch ein kind zu besuch. BESUCH hatten wir gedacht. vielleicht ist sie mutter und vater und kind und kleine studentin die am stoff arbeitet. sondern sich andersweitig weiterbildet. muss auch sein: hoffentlich hat sie eine tochter. weil diese franzentöchter doch so akut vom austerben verroht sind. das heisst auch wieder nein: keine kinder. oder trägt eine mutter solche knackpantz, wie sie auf dem wäscheständer drüben hängen? nein. obwohl ...»
«auch die schöne CARLA - sie hat einen NAMEN gefunden - hat vielleicht zwei kinder. wir haben ziemlich überlegen müssen, als sie montagabend die koffer gepackt hat und dann NICHT abgereist ist. war aber dienstags ihr mann weg. und die kinder auch. vielleicht hat sie gesagt: «geh du mit den kindern zu MUTTER, ich brauche etwas zeit.» vielleicht hat er gesagt: «ich hau ab. ich bins leid» (so sprechen franzosen nun mal) und sie war so erleichtert, dass sie ihm die koffer gepackt hat. wo dann aber die kinder waren? keine ahnung. vorher wars eins. jetzt sinds vielleicht plötzlich zwei. oder hatte sie einfach besuch? jedenfalls geniesst sie das leben ohne mann. sie raucht aus dem fenster und läuft in den unterhosen rum. wie ein kerl, sage ich dir, wie ein kerl.»
à suivre. naturellement.
SOUNDTRACK. nat king cole singt: i'm in a mood for love. schönstes stimmchen aufgesetzt und duselt mir ins ohr. und wie ich noch am nachdenken bin, so richtig tiefgründig, sinkt er schon: i'm thru with love. i never fall in love again. gestern hab ich einen dean martin gekauft: mit einem bye bye blackbird drauf, hab ihn eins um andere mal gehört und genossen. aber das war am nachmittag. dann ist abend und der herr win dirigiert das orchester des xavier cugat (was eigentliche eine logische wahl war: hat eben die dritte cugat gekauft am nachmittag), orchestriert die französische nacht. vielleicht noch ein MACHITO zusätzlich, oder ich überrede ihn zum neuen FRANKYBOY, wenn er zwei platten nacheinander wählen könnte: kann er aber nicht, denn die reihe ist an der PRINZESSIN: IFRAH YA QALBI von OUM KALSOUM (ein habibi-gesang erster güte). nur ein sonderplatz wird in der playlist vergeben: ROY ORBISON. punkt. haben mittlerweile vier platten zur auswahl: kann man auch alle lückenlos durchhören mit allen überschneidungen. ROY FOR KING.
womit auch gesagt wäre worin unser tagesablauf im moment besteht: INTENSIVE jagd auf platten. die auswahl ist riesig. tipps bei herr win. er ist der spezialist, ganz klar.
GALERIE. a town called paris. die galerie explodiert. 1 plus 4 galerien (fotos fürs familienalbum inkl.). schön versteckt: aber nicht geheim. (wie gestern übrigens auch.)

 

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