jérémie gindre
warum die pilze hier und dort wachsen

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die ausstellung «warum die pilze hier und dort wachsen» von jérémie gindre im projektraum exex ist teil des vom schweizerischen kunstverein initiierten projektes «échanges», das dem publikum das schaffen jüngerer künstler aus anderen sprach- und kulturräumen vorstellen will. «échanges» versteht sich als initialzünder, der den austausch zwischen künstlerinnen, kulturvermittlern, zwischen den sprachen und den kulturen anregt. «échanges» wird von pro helvetia seit dem anfang 1999 unterstützt, da es den auftrag der kulturstiftung in geradezu exemplarischer weise umsetzt.

der genfer künstler jérémie gindre (*1978) zeigt mit seiner installation im projektraum exex – nach «crawl & sédiments» im kunsthaus baselland in muttenz – zum zweiten mal eine grössere arbeit in der deutschschweiz.

gindre ist ein gewandter, oder vielmehr gewiefter installateur und erzähler. unbeschwert baut er aus den unterschiedlichsten materialien modellhafte inszenierungen zusammen, kombiniert mit malereien, fotografien und skulpturalen objekten und erfindet dabei ganze universen, die er auf der einen seite denkbar nahe an unseren alltag anlehnt, die uns aber auf der andern seite unvorstellbar weit – gerade vom vertrauten alltag – wegführen. schamlos manipuliert er die wirklichkeit, fiktionalisiert sie und stürzt uns damit in geschichten und zusammenhänge, von denen wir keine ahnung hatten ...

für die installation «warum die pilze hier und dort wachsen» baut gindre den projektraum zu einem eigentlichen bühnenraum um. alles ist vorhanden: die vorbühne, der theatervorhang, die beleuchtung, die kulisse. das bühnenbild zeigt einen üppigen champignonwald, einen, wie wir ihn etwa aus jules vernes «reise zum mittelpunkt der erde» kennen: «das waren gewächse, wie sie die oberfläche der erde auch kannte, aber ins riesenhafte vergrössert. ‹champignons›, sagte mein onkel, ‹ein ganzer wald voll.›» die monströsen pilze illustrieren ausgezeichnet wie gindre seine geschichten an- und auslegt: wie rhizome oder wurzelsysteme bilden auch die pilze unter dem boden ausschweifende geflechte, aus denen die fruchtkörper dann, meist über nacht und an unvorhersehbaren orten, hervorspriessen. ähnlich überraschend springen uns die assoziationen und geschichten an, wenn wir an der vorbühne stehen und das stück in unserem kopf beginnt.

exemplarisch für die art und weise wie jérémie gindre assoziativ erzählerisch vorgeht, steht auch das plakat, das im rahmen aller «échanges»-ausstellungen in der ganzen schweiz ausgehängt wird und das derzeit in st.gallen zu sehen ist. ein liniengewirr auf weissem grund verbindet einzelne sujets: ein anhänger namens montecarlo, eine inschrifttafel, ein seehund mit eisberg, ein verwahrlostes motorboot, ein historienbild, ein tanzender dino ... für gindre steht nie die plakative information im vordergrund, sondern die spielerische aufforderung, über eindeutige oder manchmal auch unglaubliche zusammenhänge nachzudenken. insofern setzt das plakat die themen der ausstellung im öffentlichen raum nahtlos fort ... oder umgekehrt.

 

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jérémie gindre, warum die pilze hier und dort wachsen, installation (diverse materialien)