heute habe ich einen fensterplatz im internetcafe und sehe schoen auf den
«Tal' at Harb» runter ... einen kreisel mit statue, umringt von schoenen franzoesischen
bauten und hupendem verkehr ... gestern um fast die gleiche zeit haben wir
uns hier mit achmed said getroffen ... er hat mir im vorfeld etwas von
einem
treffen mit nagib machfus erzaehlt ... «zuhause» wollten auch gleich alle
mitkommen ... d. h. claudia, helen und ich (mauro der arme, musste leider im
moevenpic-hotel am roten meer «arbeiten») ... auch wenn sie nur einen kleinen
teil von machfus sehen koennten ...
zuerst gingen wir aber noch ins «atelier» ... das ist ein treffpunkt von
kuenstlern,
schriftstellern und theaterleuten ... eine wunderschoene idee ... tolle, grosszuegige
raeume mit integriertem cafe im innenhof ... ABER ... ABER ... ABER ...
ABER ... ABER ... ABER ... ABER ... ABER ... alles irgendwo in
der moderne stehen geblieben, d. h. furchbare kunst und alte denkmuster ...
man trifft tatsaechlich kuenstler, musiker und schriftsteller die sagen:
«zeitgenoessische kunst, musik und tanz interessieren mich nicht» ... nicht
gerade erfrischend, aber das ist hier eben so ... langsam draengen wir zum
aufbrechen ... «yalla bina» ... und da sitzt tatsaechlich nagib machfus ...
ein altes zierliches
maennlein ... wir sind ganz perplex ueber die private atmosphaere und diese
naehe ... schuetteln ihm ehrfurchtsfoll die hand und setzen uns mit weichen
knieen in die runde ... die runde erweitert sich ... zehn maenner,
eine frau und wir ... alle haben sich irgendwie vorbereitet und so setzt
sich einer
nach dem anderen neben nagib machfus und «schreit» im geschichten, neuigkeiten,
presseartikel, selbstgeschiebenes etc. ins linke ohr, da dieser nicht
mehr gut hoert ... und obwohl sie alle sehr deutlich und eben laut sprechen
verstehe ich nur einzelne woerter aber keinen zusammenhang ... namen wie
sadam hussein ... arafat ... israel und amerika fallen ... dazwischen wird viel
gelacht und diskutiert ...
mohamed (hier heissen alle achmend oder mohamed) erzaehlt mir:
«manchmal sind die nachrichten so schlimm, das man darueber lachen muss» ... wir sind ganz verzaubert von diesem liebevollen
ritual ... und nach etwa drei stunden loest sich die gruppe auf und auch
wir verabschieden
uns und bemerken, dass wir ganz gluecklich sind- «entu mabsut» ... nagib
machfus faehrt mit polizei-escorte weg und wir beschliessen den abend im
griechischen club mit wunderbarem essen, sakkara bier und politischen diskusionen
ueber fundamentalismus ... 11. september ... amerikas wille ... und den sexuellen
frust aller aegypter ... mohamed meint, das leben als liberal denkender sei
die hoelle hier ...
vor dem einschlafen lese ich noch etwas nagib machfus
... jetzt anders ... und mit einer wunderschoenen zitterigen unterschift von diesem
91-jaehrigen maennlein, das so wunderbar vom leben hier schreibt ...