«Urlaubspläne? Sonne, Strand und Meer?»
«Nein danke, es reicht!»

Von Christof Salzmann

 

Deutscher Urlaubsverband (DUV) plant kommerzielle Nutzung des karitativen Slogans «Ich bin Ausländer, fast überall». Die Medienorientierung des Deutschen Urlaubsverbands (DUV) am vergangenen Dienstag über die neue Werbestrategie des Interessenverbandes für bundesweite Urlaubsanbieter geriet zum Skandal.

Die angekündigte Nutzung des Slogans «Ich bin Ausländer, fast überall», als Aufmacher einer breit angelegten Werbestrategie rief heftige Kritik von Menschenrechtsorganisationen, sozialen Verbänden, Parteien und Gewerkschaften hervor. Der Slogan wurde 1999 als Motto einer bundesweiten Initiative gegen Ausländerfeindlichkeit bekannt. Die angekündigte kommerzielle Nutzung durch DUV führte in der Folge zu einer heftigen Auseinandersetzung über die Vorteile und Gefahren von Urlaub in unterschiedlichen Feuilletons deutscher Tageszeitungen.

Wie der Geschäftsführer der DUV, Helmut Sonne an der Medienorientierung erklärte ist das Ziel der Kampagne den grössten Umsatzeinbruch der Urlaubsbranche seit Kriegsende zu stoppen und positive Signale zu setzen. In seinen Ausführungen zur stagnierenden Urlaubsbereitschaft der Bundesbürger ausserhalb der eigenen vier Wände sieht Sonne die «reisserische Berichterstattung über die zahlreichen Katastrophen und Unglücksfälle der letzten Monate als Hauptursache. Die Ereignisse des 11. September führten, so Sonne, auch die Tourismusbranche in eine tiefe Sinnkrise. Die vorliegenden Zahlen bestätigen diese Einschätzung: Mehr als ein Drittel der Bundesbürger sei reisemüde, hat das Berliner Forsa-Institut ermittelt. Die Forschungsgemeinschaft «Urlaub und Reisen» in Kiel prognostizierte weit mehr als eine Million weniger Reisende für das laufende Jahr. Die Klagen über rückläufige Buchungszahlen im Übernachtungs- und Transfersektor «zwingt den Verband zum Handeln». Die «medial geschürten Ängste förderten nur irrationale Sicherheitsbedenken und schaden der unbekümmerten Reiselust». Der Geschäftsführer diagnostizierte weiter eine sich rasch ausbreitende Reisemüdigkeit und Urlaubsfaulheit. Dieser beklagenswerten Entwicklung gelte es nun mit der vorgestellten Medienoffensive Einhalt zu gebieten.

 

Kohl und Schröder machen es vor - ganz Deutschland bleibt zuhause

Dass selbst Bundeskanzler Gerhard Schröder seinen diesjährigen Sommerurlaub auf Balkonien plant, ist dem Verband ein Dorn im Auge und laut Sonne «ein fatales Signal für die gesamte Tourismusbranche». Rückendeckung erhält der Kanzler überraschenderweise von seinem Vorgänger: Altbundeskanzler Dr. Helmut Kohl, dessen mächtiges Kanzlerwort vom «kollektiven Freizeitpark Deutschland» noch vielen in den Ohren klingt. Kohl rechtfertigte seine diesjährige Abstinenz von seinem traditionellen Urlaubsdomizil am Wolfgangsee mit dem Erholungswert der heimischen Region. Immerhin sei Oggersheim - so Kohl - «immer eine Reise wert und nun er schon mal da sei, werde er die Vorzüge bei heimischem Wein und Pfälzer Sauerbraten auch geniessen.» Dagegen sieht die FDP das Grundübel des wirtschaftlichen Niedergangs und der drohenden Rezession in der Vielzahl der Urlaubs- und Feiertage. Kanzlerkandidat Guido Westerwelle appelliert an Gewerkschaften und Arbeitgeber sich in der nächsten Tarifrunde für eine Kürzung oder für den Verzicht auf Urlaub einzusetzen - sprachs und verliess im quietschgelben «Guido-Mobil» die Geschäftsstelle der Liberalen mit unbekanntem Reiseziel.

 

Die Krise ist da und Flucht ist zwecklos

Nun ist der Urlaub ins Gerede gekommen. Doch statt positiver Signale muss sich der Urlaubsverband auch mit der Kritik zahlreicher gemeinnütziger Verbände rumschlagen. Die Offensive wurde zum Bumerang und die Diskussion läuft ungeachtet der Schadensbegrenzungsbemühungen des Interessenverbandes weiter. Dabei handelt es sich eigentlich um eine hausgemachte Krise und niemand kann behaupten, die gegenwärtige Entwicklung wäre nicht vorhersehbar gewesen. Neben einem drohenden Verkehrsinfarkt zu Boden, zu Wasser und in der Luft, dem die Verantwortlichen eher hilflos begegnen, fehlt auch ein schlüssiges Konzept im Umgang mit den bestehenden Sicherheitsbedenken und Ängsten der Urlaubsbedürftigen.

 

Urlaub auf der Raststätte - ein Desaster

Ein Blick in die europäischen Urlaubsstatistiken offenbart die wahren Gründe für das Desaster. Die Staustatistiken der europäischen Automobilclubs zeigen, dass die summierten Kilometer der saisonbedingten Staus eine Strecke von der Erde bis hinter den Mond ergeben und dass die entnervte Stauflucht vieler Autofahrer in die nächstgelegene Autobahnraststätte laut ADAC im Fiasko endet. Nach einem Prüfbericht fallen 80% der Raststätten als kurzzeitige Erholungsorte aus, da sie weder die benötigte Infrastruktur, noch den notwendigen Service oder ausreichende Sauberkeit und Platz anbieten. Wem ist es da noch zu verübeln, dass er seinen Bewegungsradius in Urlaubszeiten auf die Distanz zwischen Kühlschrank und Gartengrill reduziert.

 

Kommt ein Hai vorbei, gibt es gleich Geschrei

Doch damit nicht genug. Auf diejenigen, die ihr «Domizil auf Zeit» doch noch erreichen, lauern unbekannte Gefahren. Diese oft fahrlässig unterschätzen Risiken können das Unternehmen «Urlaub» schnell zu einem Horrotrip werden lassen. Glauben viele Strandtouristen noch, dass die eigentliche Gefahr im Wasser lauert, so unterschätzen sie die drohende Gefahr am sichergeglaubten Strand. Robert Hueter, Direktor des Hai-Forschungszentrums von Sarasota im amerikanischen Bundesstaat Florida warnt deshalb vor einer Haifischpanik wie sie im vergangenen Jahr an vielen Orten ausbrach, als Medien mit dem Thema das Sommerloch stopften. Fernsehbilder suggerierten, die Tiere lauerten nur darauf, Menschen zu killen. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit einer Begegnung von Mensch und Hai nach Angaben von Experten äusserst gering. Die Wahrscheinlichkeit, von einem Hai angegriffen zu werden, betrage sogar nur eins zu zehn Millionen, sagt Hueter. Im vergangenen Jahr registrierte die Haifisch-Datenbank weltweit 76 Hai-Angriffe, von denen fünf zum Tod führten. Die wirkliche Gefahr lauert hingegen laut Hueter im schattenspendenden Baumbestand am Strand. Jedes Jahr werden weltweit durchschnittlich 150 Menschen an Stränden von einer herabfallenden Kokosnuss erschlagen, was jährlich zu einem bisher weit unterschätzten Ausfall von Führungskräften im Wirtschaftsbereich führte.

Der einzige Weg diesen Strapazen und Gefahren sicher zu entgehen ist die Einrichtung des heimischen Strandkorbs auf dem abbruchsicheren Balkon. Denn der einzige Ort, an dem Sie sonst noch vor den erwähnten Gefahren sicher sind, liegt ausserhalb der Möglichkeiten jedes Pauschaltouristen. Ein Ferienaufenthalt auf dem Mond kostet runde 20 Millionen US-Dollar und auf der Warteliste vor Ihnen stehen so berühmte Persönlichkeiten wie Tom Cruise und Cindy Crawford. Vergessen Sie's und geniessen sie ihre Zeit im hauseigenen Liegestuhl.

Schönen Urlaub wünscht Ihnen Urlaub-Online Redaktion

 

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