William Beckford: Vathek.

Von Matthias Kuhn

 

Klappentext: William Beckford erzählt die Geschichte des amoralischen Kalifen Vathek, der zur Befriedigung seiner Sinnenlust und seines unersättlichen Wissensdrangs mit Eblis, dem Herrn der Hölle, einen teuflischen Pakt schliesst ...

An dem Tag als Beckford volljährig wird - Weihnachten 1781 - zieht er sich mit einem auserwählten Kreis von Freunden auf seinen Sitz Fonthill Abbey zurück und gibt sich drei Tage und drei Nächte dem Luxus - geistigen und wollüstigen Ausschweifungen - hin. Diese Veranstaltung inspiriert ihn anschliessend in drei Monaten den Vathek niederzuschreiben. Alle Personen der Geschichte sind an der Realität inspiriert, schreibt Beckford, er habe nur die positiven und die negativen Eigenschaften übertrieben, so dass die Figuren ihm in die Erzählung gepasst hätten. So verewigt er nicht nur die Familie, sondern auch diverse Gespielinnen und Gespielen. Er zeichnet ebenso Orte nach, die er auf seinen Reisen durch den Orient besucht hatte, wie er auch Einflüsse der persischen und arabischen Literatur - die er in der Originalsprache gelesen hatte - einfliessen lässt.

Vathek ist ein Meisterstück vernichtender Ironie. Der Kalif erzählt seine Geschichte, wie er von der Spitze seines Turmes, wo er die Sterne zu beobachten pflegte, in die unendlichen Tiefen der Hölle absteigt, getrieben von der immer wachsenden Sucht nach Reichtum, Macht und Wissen. Auf diesem Weg werden alle Hindernisse gnadenlos ausgeräumt, zumal ihm seine im Bösen noch überlegene Mutter Carathis hilft. Schliesslich steht er vor dem Fürsten der Finsternis und muss feststellen, dass er die falschen Ziele verfolgt hatte: Zu ewiger Verdamnis verurteilt, wird ihm sein Herz ewig brennen.

In der Hölle trifft Vathek - gewissermassen im Vorzimmer - den Prinzen Alasi und die Prinzessin Firuza, den Prinzen Barkiarok, die Prinzessin Zulkais und ihren Bruder, den Prinzen Kalilah, die sich gemeinsam die Wartezeit verkürzen, indem sie sich ihre Geschichte erzählen, drei weitere Erzählungen, die derjenigen Vatheks an Boshaftigkeit und Verderbtheit in nichts nachstehen.

Stéphane Mallarmé stellt in seinem Vorwort fest: «Ein Buch, das mich in mehr als einer Hinsicht, da seine Ironie von Anfang an kaum verhüllt ist, durch seinen alten Ton, und wegen der Wahrheit des Gefühls und der Darstellung als moderner Roman der Beschwörung bisweilen zufriedenstellte: ebensosehr als Übergang wie als ursprüngliches Werk.» Vor allem preist Mallarmé die unendliche Einbildungskraft des Autors: Und die ist wirklich unübertrefflich. Der Kosmos von 1001 Nacht verblasst neben dem Orient Beckfords.

 

William Beckford: Vathek. Roman.
Suhrkamp Taschenbuch.

 

Beurteilung   

zum Anfang