Paul Auster. Das Buch der Illusionen.

Von Matthias Kuhn

 

Professor David Zimmer ist ein gebrochener Mann, seit seine Frau und seinen beiden Kinder bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen sind. Zufällig wird er auf den Stummfilmkomiker Hector Mann aufmerksam, über den er ein Buch schreibt. Die Arbeit am Buch erhält ihn am Leben.

Zimmer erzählt folgende Geschichte: Indem er über Hector Mann schreibt, gerät er in eine Geschichte hinein, die einen jederzeit zweifeln macht, ob sie wahr oder erfunden ist. Der einzige Anhaltspunkt für ihre Wahrheit ist ihre Verknüpftheit mit dem Autor selber. Eigentlich ist diese Geschichte - «Das Buch der Illusionen» - die Fortsetzung der Monografie «Die stumme Welt Hector Manns», die Zimmer über die Stummfilme Manns geschrieben hat. Beide Bücher beschäftigen sich letztlich mit dem Verschwinden der Wirklichkeit in der Vorstellung.

Bald nachdem Zimmer die Arbeit abgeschlossen hat, erhält er einen Brief von Hector Manns Witwe, Frieda Spelling, die behauptet, ihr Mann sei nicht tot und er solle sofort zu ihnen nach New Mexico kommen, da Mann im Sterben liege, und vor seinem Tod noch mit ihm sprechen wolle. Zimmer zweifelt an der Möglichkeit, dass Mann noch am Leben sein könnte, zumal ihm die Witwe auch noch neue, nie veröffentlichte Filme verspricht. Er verlangt einen Beweis für die Richtigkeit dieser Behauptungen und hört dann lange nichts mehr aus New Mexico. Als eines Tages jedoch Alma Grund - die Tochter des Kameramanns aller Hector Mann-Filme - mit einer geladenen Pistole in seinem Wohnzimmer in Vermont steht, beginnt für Zimmer eine rasante Reise in die Vergangenheit ...

Das «Buch der Illusionen» verschachtelt in Auster'scher Manier Realität und Fiktion: Die Realität des Erzählers mit der (filmischen) Realität Hector Manns, die Fantasie des Erzählers mit den Realitäten des Lebens von Hector Mann. Das geht so weit, dass sich die überstürzenden Ereignisse in der Wirklichkeit der Tierra del Sueño - dem letzten Wohnort des Stummfilmkomikers - richtiggehend aufzulösen beginnen: passend (oder fast schon parallel) zu seinem letzten Film - «Das Innenleben des Martin Frost» - den Zimmer gerade noch zu sehen bekommen hat. Für Zimmer ist dieses vermeintliche Ende allerdings eine Art Anfang. Obwohl am Ende mehr als ein Traum platzt ...

Und das beste am ganzen: Wie Zimmer Stummfilme nacherzählt. (Nicht vergessen zu beachten: Hectors Schnauz!)

 

Paul Auster. Das Buch der Illusionen. Roman.
Rowohlt, Reinbeck bei Hamburg 2002.
Deutsch von Werner Schmitz

 

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