19940211 betrifft hugh hefner

mein lieber wenzel

das métamorphe an deinem traum ist nicht das schaf. es ist auch nicht die partie mit einem hugh hefner. es ist das verlangen. was das mit einem velo zu tun hat weiss ich nicht. aber ich weiss, dass du deine menschen schaffst in deinem traum. manchmal schafft man sich sogar selber und man fragt sich: wieso denn eigentlich. wenzel, ich sage dir, dass ich in meinen träumen manchmal dinge erledige, die einem graus gleichen. ich arbeite und fülle steuerklärungen aus. und ich fahre mit einem citroën in abgründe. gestorben bin ich hingegen noch nie. und was die macht gegenüber anderen menschen anbelangt, ist es wie das wort sagt: ein traum. du kannst herumkommandieren und drangsalieren und ausliefern und verpfeifen. eine pracht ist das. nur was die sexualität anbelangt, verliere ich den schlaf. immer wenns losgehen soll, erwache ich. wenns dir genauso geht, und allen anderen menschen auch, dann verstehe ich die geschäftemacherei vom hugh hefner und seinen dummies. es ist dann geschäftszeit für den helmut newton und die anderen berufsmässigen spanner. der rubel rollt. das zu den träumen (was auch wieder zweisinnig ist).

> was die kunstobjekte angeht kapiere ich gerne, wies dir zumute ist. es ist auch kein einfaches geschäft und pornografie würde wohl eher verstanden, weniger aber gebilligt von diesen doppelbödigen moralisten. sie begreifen zwar nichts von allem beiden, verurteilen aber alles. aber diese menschen kennen wir zum glück nicht gut. und unsere freunde müssen sie auch nicht werden. schliesslich sind wir uns freund genug und das reicht auch.

> im nächsten leben schaffe ich einen traumstenografen. er hat nicht adeliges an sich. er ist ein diener. denn er schreibt alles auf, was in den nächtlichen geschichten so alles läuft. und selbstverständlich funktioniert er ohne bild. der traumstenograf hilft mir, lücken meiner erinnerung zu überbrücken, will heissen: ich habe am morgen meist keine ahnung mehr, was für einen stuss in mir sich aufhält und vor allem, welchen zwängen ich ausgesetzt bin. ich denke, vielleicht wäre es für mich doch besser, diese maschine nicht zu entwickeln. im nächsten leben. so sinnvoll ihre existenz für gewisse traumurläuber auch wäre. für manche. und sometimes.

> lieber noch träume ich tagsüber. ich träume von reichtum und müssiggang. und ich träume von einer grossen küche mit einem richtigen steamer und einem begehbaren kühlschrank. darin hängen leckereien und ideen. diese würden zwar den müssiggang ein wenig abkürzen. aber freiwillig. und ich würde mich sauwohl fühlen in meiner gedehnten haut. es wäre warm draussen und je nach lust und laune würde ein windlein wehen und am abend jeden zweiten tages würde es gewittern wie ein schawein. das reicht für meinen traum am heiterhellen tag schon aus. nun, vielleicht würde ich mir auch noch einen automaten wünschen, der immer zigaretten ausspuckt, wann immer man bittend eine hand unter den schlitzartigen spender hielte. hinzu käme dann auch, dass man am morgen keinen raucherhusten mehr hätte und die lungen gesund bleiben würden. ich kriegte kein raucherbein und auch sonst keine leiden. das leben würde auf, sagen wir einmal siebenundsiebzig lenze beschränkt, dafür ohne gebrechen. das wäre dann die konzession an den traum in reichtum und müssiggang. so denke ich, wäre man schon glücklich. und etwa so auch stelle ich mir den sommer in frankreich vor. einfach ohne zigarettenspender. die kann man auch noch kaufen. 1 grusz. steinweg.

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