19940710 betrifft letzte entgegnungen

mein lieber steinweg

 

 

> da siehst dus, mein lieper, schon haben wir den ersten konflikt. ich will planen, du willst spontan bleiben. dass du diesen konflikt nicht im kreis sitzend austragen willst, macht dich mir zum freundlichen freund, doch die tatsache, dass du (unbedingt unbewaffnet, sage ich) planlos ins willde freindesland schlittern willst, macht mir, gelinde gesagt, zu schaffen. natürlich sind die franzosen, und damit frankreich, nicht unsere feinde, aber immerhin werden sie von einer arschgeige regiert, die atomtests durchführt, fernab, auf einem schönen atoll. wie soll er sich da nicht an uns vergreifen wollen, um einige seiner tests durchzuführen? vielleicht hat er auch eine testreihe zur medizinischen mentalinfiltration laufen, und da kommen ihm ein paar schweisserinnen und schweisser gerade recht: mindestens die eu wird ihm keine vorwürfe machen können, wenn er sich an willden aus den randgebieten der heutigen zuvielisierten wellt vervorgreift. und da kommt ihm auch gerade recht, du sprichst es ja selber an, dass er uns wieder einmal die wurzeln unseres bibrakte-traumas vorführen kann: er wird hinter lyon auf der lauer liegen und uns zack von der landkarte wischen. wie gesagt: die franzosen an sich ängstigen mich, auch wenn sie nicht meine ausgesprochenen feinde sind, keinesfalls, aber es gibt da einige dubiose gestalten, die es vielleicht auf uns abgesehen haben könnten. wir sehen uns also besser vor. soviel zum leidigen thema: schweizer im rausland (ausgegrenzte jenseits der grenzen).

> ansonsten muss ich dir recht geben. ich habe wohl einige (hypothetische) probleme ein bisschen überbewertet und stimme deshalb deiner forderung nach strikter flexibilität zu. schliesslich brunzen sich die radfahrer auch ins hosenbein, wieso sollen wir neue methoden erforschen und erfinden, wenn andere bereits vorarbeit geleistet haben? auch die sache mit dem singen wollen wir deshalb ganz der flexiblen handhabung überlassen. jede/r singt, wie es ihr/m beliebt: ein französisches quodlibet. was soll ich mir um solche banalitäten sorgen machen: schliesslich reisen wir in die ferien und wollen nichts von sorgen und problemen hören. ich mache mich also, hoffentlich ganz in eurem sinne, auf zwei wochen eitle freude und einstimmige problemlosigkeit gefasst, also sozusagen auf eine absolut windstille emotions-vakuole, eigentlich ein emotionales niemandsland im auge des sturms. oder im gegenteil vielleicht auf einen paradiesgarten, der keine wünsche offenlässt, ein quellendes land der integralen sorglosigkeit fernab vom alltakt. metaphorisch gesprochen.

> einige bemerkungen zu deinen berechnungen und ausführungen bezüglich der reise. erstens beruhigt es mich, dass wir vom see gebührend abstand halten. dann erfreut mich die überschlagsmässige kilometerberechnung unglaublich. ich glaube, ich weiss gar nicht mehr wo pezenas eigentlich liegt. ich hatte mir die oase viel tiefer im wüsten süden und sommer vorgestellt. ich werde, als inhaber der carte ifs gerne alle berechnungen überprüfen und bestätigen, mon cher pellier. wir werden also noch freitags die karten studieren und alles genau festlegen, flugroute, abflugwinkel, schneise, totale höhe minus tiefflug (abzug) als durchschnittliche reisehöhe, geschwindigkeiten und verbunden mit der länge der reise (in kilometer und miles) die durchschnittliche reisegeschwindigkeit (in km/h und m/h, inkl. festlegung der unsicherheits-faktoren bei überdurchschnittlichem verkehrsaufkommen des nachts).

soviel im moment und gruss: wenzel.

 

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